Endigen Synagogue

Endigen, 2013

Endigen-Lengnau Info

Fast ein Jahrhundert lang war es den Aargauer Juden nicht erlaubt, ihre Verstorbenen innerhalb der Eidgenossenschaft zu beerdigen. Stattdessen pachtete die Gemeinde im Schutz der Badischen Graftschaft einen Teil einer kleinen Insel von der vorderösterreichischen Stadt Waldshut. Die Judenäule, wie man sie nannte, war ein Niemandsland zwischen den Ländern und für die in Endingen Ortsansässigen bedeutete eine Bestattung beträchtliche Bemühungen und Aufwand. Zunächst gab es eine drei Stunden von Pferden gezogene Fahrt zu dem schweizerischen Dorf, Koblenz. Von dort aus, musste ein Leichenzug zum gegenüberliegendem Ufer gelangen, um die Insel zu erreichen. Der hohe Grundwasserspiegel erlaubte nur flache Gräber und häufig vorkommende Fluten verursachten Schaden. Im Jahr 1750 bekamen die zwei Gemeinden die Genehmigung, ein Gelände zwischen den Dörfern zu kaufen, um dort einen neuen Friedhof errichten zu können. Die Fläche kostete 340 Gulden und die Friedhofsmauer war mit einem Eingang Richtung Endingen und einem Richtung Lengnau gebaut. Schon am Ende des 18. Jahrhunderts war eine Erweiterung notwendig geworden und nochmals im 19. und 20. Jahrhundert. Endlich in 1954 und 1955 wurden die sterblichen Überreste von etwa 80 Aargauern auf der Judenäule exhumiert und nach Endingen-Lengnau überführt. Zeitgleich damit wurden vierzehn der übriggebliebenen Grabsteine überführt und entlang der Mauer nördlich vom Eingang eingerichtet. Insgesamt haben ungefähr 2700 ihre letzte Ruhestätte auf diesem 48.64 ar Friedhof gefunden , der auch heute noch genutzt wird, wenn auch nur meistens für die Einwohner des Schweizer-Jüdischen Altersheims in Lengnau.

Heute schützen grosse alte Bäume den von der Strasse zurückgezogenen und von Feldern umringten Friedhof. Entgegen der Gebräuche sind die Gräber nörd-sudlich orientiert. Niemand weiss warum. Frauen und Männer sind in getrennten Reihen bestattet. Wundervolle wuchtige Hebräische Buchstaben beherrschen die sehr gut erhaltenen aus Sandstein und Mägenwiler Muschelstein gemachten Tafeln. Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde was Formen angeht, ein eher universeller Stil angenommen, der hebräische und deutsche Beschriftungen beinhaltet.

Es wäre ein Versäumnis nicht zu erwähnen, dass Endingen und Lengnau einzigartige Orte sind. Für zwei Jahrhunderte, waren die sogenannten Judendörfer die einzigen Orte in der Schweiz, wo Juden sich dauerhaft niederlassen durften. Im Jahr 1850, war die Hälfte der Bevölkerung in Endingen Juden, fast ein Drittel in Lengnau. Ihr Ende läutete die Zwillings Gemeinde mit ihrem erfolgreichen Einsatz in 1866 ein, den Schweitzer Juden Niederlassungsfreiheit zu gewinnen. Spuren ihres Daseins existieren aber noch, unter anderem, die vielen mit zwei Türen gebauten Häuser—eine Tür für Christen und eine für Juden—und Endingen hat immer noch keine Kirche. Die Dorfuhr schmückt die Fassade der Synagoge.

For nearly a century, Aargauer Jews were not permitted to bury their dead within the Swiss Confederation. Instead, the communities under the protection of county of Baden leased part of a small island in the Rhine from the Further Austrian city of Waldshut. The Judenäule (Jews Isle) was, so to speak, a No Man’s Land between countries and, for residents of Endingen and Lengnau, a burial entailed considerable effort and expense. First there was a three hour carriage ride to the Swiss village of Koblenz. From there, the burial party had to cross the Rhine, in order to access the island. A high water table necessitated shallow graves and frequent flooding caused damage. In 1750, the two communities received permission to acquire property between the villages for a new cemetery. It cost 340 florins and the wall surrounding it was built with an entrance on one side for Endingen and another on the opposite side for Lengnau. An enlargement was already necessary toward the end of in the eighteenth and then again in the nineteenth and twentieth centuries. In 1954 and 1955 the 80 or so remains on the Judenäule were exhumed and transferred to Endingen-Lengnau. Fourteen of the remaining gravestones now line the wall north of the entrance. In all about 2700 people have been laid to rest on the 1.2 acre cemetery and it is still in use, if only, for the most part, for residents of the Swiss-Jewish old age home in Lengnau

Today, the cemetery of Endingen and Lengnau is sheltered by very old, tall trees, set back from the road, as it always was, and surrounded by farmland. Contrary to custom, the graves are oriented in a north-south direction. No one knows why. Women and men are buried in separate rows. Wonderful, bold Hebrew lettering dominates the well preserved very old local sandstone and Mägenwiler Limestone slabs. After the middle of the nineteenth century, the style becomes more universal in form, bearing inscriptions in both Hebrew and German.

It would be remiss not to say, that Endingen and Lengnau are unique places. For two centuries, the so-called Jüdendörfe (Jews villages) were the only two places in Switzerland where Jews were permitted to permanently settle. In 1850, half of the population in Endingen was Jewish, almost one-third in Lengnau. Their successful efforts to give Swiss Jews the right to live anywhere in the country (1866) spelled the end of the twin Jewish communities, but signs of their presence remain, among them, many houses with two doors—one for Christians, one for Jews—and Endingen still has no church. The village clock adorns the face of the synagogue.

Efeu Endingen

Endingen, 2013